Die Sommer schienen endlos. Die Sonne brannte vom Himmel, das Gras war trocken. In der Schule beobachteten wir das Thermometer und hofften auf hitzefrei. Und in den Sommerferien sowieso – wenn alles zu heiß wurde, gab es nur einen Ort, an dem man sein wollte: im Schwimmbad von Großaltenstädten.
Der Weg ins Bad war ein Ritual. Mit dem Fahrrad am Leiterhof vorbei, den Geruch von Heu in der Nase, leicht nervös wegen der Hunde und immer mit Gegenwind. Oder mit den Eltern im Auto, und auf der Heimfahrt dann alle Fenster runter, der Fahrtwind voller Chlor und Sonnencreme. Klimaanlagen? Die gab’s nur in Filmen.
Sonnenbrand war kein Problem. Es brannte, klar. Aber es war das Zeichen für einen gelungenen Tag. Wir saßen in der Sonne, rochen nach Pommes und Schwimmbadwasser, lachten über alles und nichts. Die Haare noch feucht, das Herz leicht.
Der erste Sprung vom Dreimeterbrett war ein Meilenstein. Minutenlanges Zögern auf dem federnden Brett, das Herz klopfte bis zum Hals, und dann – der Sprung. Ein kurzer Flug, der Aufprall ins kalte Wasser, das Prickeln auf der Haut, das Durcheinander im Kopf. Auftauchen, lachen, sich lebendig fühlen. Kaltes Wasser, blaue Lippen – aber auch das Gefühl, etwas Großes geschafft zu haben.
Bademeister Leo war der Mittelpunkt dieses kleinen Paradieses. Er machte alles – er prüfte das Wasser, führte Reparaturen aus, sorgte für Ordnung im Becken. Immer freundlich, aber mit Respekt. Seine Frau Hilde regierte den Kiosk. Sie war einfach jederzeit im Einsatz, man erzählte sich, dass sie alljährlich im Mai dort eingemauert würde … mit einem kleinen Fenster und einem großen Schatz dahinter: Eis am Stiel, Fanta in Glasflaschen, Überraschungstüten voller Süßem und Panini-Sammelbildern. Für uns war das der Mittelpunkt der Welt.
Heute ist das Schwimmbad still. Das Becken leer, die Erinnerung fast zu groß. Aber das muss nicht das Ende sein.
Wir glauben an eine Rückkehr. Für unsere Kinder, unsere Enkel. Damit sie nicht nur zuhören müssen, wenn wir erzählen. Sondern selbst erleben können, wie sich ein perfekter Sommertag anfühlt – mit nassen Haaren, klebrigen Fingern und dem Gefühl, dass das Leben leicht sein darf.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass diese Erinnerungen weiterleben.

